,,Die gesamte moderne amerikanische Literatur stammt von einem Buch von Mark Twain ab, das "Die Abenteuer des Huckleberry Finn heißt."
(Ernest Hemingway)
Auch wenn nicht jeder die bedingungslose Bewunderung Ernest Hemingways für Mark Twains Novelle teilt, wagen doch wenige zu bestreiten, dass "Die Abenteuer des Huckleberry Finn" in seiner sprachlichen Revolution und auch in seinem Angriff auf das Herz der literarischen Macht die wichtigste Novelle aus dem Amerika des 19- Jahrhunderts ist. Veröffentlicht im Jahr 1884, provozierte die Novelle den Unmut und Zorn der konventionellen Denker: Vulgär, roh, respektlos, schroff, ordinär, zweideutig sind nur einige der Adjektive, mit denen Kritiker das Werk bedachten. Obwohl das Buch als lustigste Erzahlung, die je geschrieben wurde, gilt - als wahrhaftig ,,atemberaubende Novelle" - weckt es doch im Leser vornehmlich intensive Gefühle und tiefes Verlangen.
Das Buch über Huckleberry Finn, das acht Jahre nach den Abenteuern des Tom Sawyer (1876) entstand, unterscheidet sich von seinem Vorgänger in seiner ausdrücklichen Ironie und auch in einem Hauch von Zynismus, der Situationen und Charakteren zu eigen ist. Huckleberry Finn ist der Ich-Erzähler, der sich einer gebildeten Sprache, gefärbt mit dialekttypisch falschem Satzbau, bedient. Einige Szenen der Novelle werden in musikalischer Form in den vier Sätzen der Huckleberry Finn Suite wiedergegeben (A Lazy Town, Jim. The King and the Duke, Huckleberry’s Rag).
So wie Mark Twain mit akribischer Sorgfalt nach versteckten dialektalen Formen suchte, erforschte Franco Cesarini gründlich Amerikas Volksmusik der Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Zugang zur umfangreichen Musiksammlung aus dieser Zeit an der Universität von Durham im US-Staat North Carolina machte dies möglich.